Robotik: Gymnasium Langen vernetzt sich mit Griechenland
Zahnräder, Legosteine, Reifen: Die Schülerinnen und Schüler der 7d durchstöbern die Bauteile, die vor ihnen auf den Tischen liegen und diskutieren angeregt. Ihre Aufgabe: Ein Miniatur-Fahrzeug konstruieren, das eine Rampe herunterfährt und anschließend punktgenau in einer Garage parkt. Die Herausforderung: Das Auto darf nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam sein. Mit Robotik beschäftigt sich das Gymnasium Langen schon länger – seit neuestem sogar auf internationaler Ebene.
Vor kurzem haben Alexandros Benetatos und Danai Brilli aus Vari-Voula-Vouliagmeni – einem 50.000-Einwohner-Vorort von Athen – die Schule am Lankenweg besucht. Bei einem mehrtägigen Aufenthalt haben die beiden von ihrer Arbeit in der griechischen Robotik-Akademie „The Inventors“ (zu Deutsch: Die Erfinder) erzählt und mit den Schülerinnen und Schülern verschiedene Themenworkshops veranstaltet.
Der Besuch aus Vari-Voula-Vouliagmeni markiert den Beginn eines europäischen Wissensaustauschs im Rahmen von Erasmus+. „Wir wollen auch in Zukunft eng mit unseren griechischen Partnern zusammenarbeiten und unsere Erfahrungen im Bereich der Bildungsrobotik teilen“, erklärt Ole Heinzow, der die Robotik-AG in Langen betreut. Und das nächste Gemeinschaftsprojekt steht auch schon fest: Die Schülerinnen und Schüler wollen einen Tauchroboter entwickeln, der mithilfe künstlicher Intelligenz Müllablagerungen unter Wasser erkennen kann.
Seit Mitte 2022 pflegt die Stadt Geestland – sie ist eine von bundesweit 73 Kommunen, die am Modellprojekt Smart Cities teilnehmen – eine Partnerschaft mit Vari-Voula-Vouliagmeni. Dahinter steckt das Programm „Vernetzt in Europa“, bei dem sich sechs deutsche Städte mit jeweils einem europäischen Partner über ihre Smart-City-Aktivitäten austauschen. Geestland und Vari-Voula-Vouliagmeni haben viel gemein: Beide Städte sind aus der Fusion mehrerer Kommunen entstanden, engagieren sich für mehr Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Und: Sowohl in Geestland wie auch in Vari-Voula-Vouliagmeni gibt es junge Menschen, die sich intensiv mit Robotik auseinandersetzen.
„The Inventors“ ist ein Bildungsprojekt, bei dem Schülerinnen und Schüler zwischen 12 und 18 Jahren eigene Roboter entwerfen, bauen und programmieren und so ihre MINT-Kenntnisse (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) vertiefen. „Dabei beschäftigen wir uns mit realen Herausforderungen, nehmen zum Beispiel ein Problem aus der Logistikbranche und versuchen, dies mit Experimenten in unserem Robotik-Labor zu lösen“, erklärt Alexandros Benatatos, einer von mehreren Robotik-Lehrern in Griechenland. Mit diesem Ansatz haben „The Inventors“ bereits nationale und internationale Wettbewerbe gewonnen.
Derweil spielt Robotik auch im Gymnasium Langen eine wichtige Rolle. „Als Ganztagsangebot haben wir das Thema fest im Unterricht verankert – und die Schülerinnen und Schüler sind mit außergewöhnlichem Engagement dabei“, berichtet Schulleiterin Isabella Grüninger. Mit Blick auf die zunehmende Digitalisierung werde es immer wichtiger, Themen wie künstliche Intelligenz auch im Unterricht zu behandeln. „So können die Schülerinnen und Schüler den technischen Fortschritt reflektieren und einordnen.“
Dank Alexandros Benetatos und Danai Brilli wissen die Langener Gymnasiasten nun auch, was sich hinter dem Konzept Design-Thinking verbirgt. Eine Methode, die sich die griechische Robotik-Akademie auf die Fahne geschrieben hat. „Bei Design Thinking geht es darum, komplexe Probleme zu lösen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln“, weiß Danai Brilli. Ganz zu Beginn steht das Verstehen. Die Beteiligten müssen zunächst ein Verständnis für das Problem entwickeln, das es zu lösen gilt. In der zweiten Phase beobachten sie Bedürfnisse, dann definieren sie die Herausforderung, entwerfen einen Prototyp. Dieser wird dann getestet und verfeinert.
Geestlands Bürgermeisterin Gabi Kasten freut sich sehr über die Kooperation des Gymnasiums mit den griechischen Partnern: „Sie ist ein schönes Beispiel dafür, was aus Städtepartnerschaften entstehen kann. Und sie zeigt, wie wichtig Vernetzung und Wissensvermittlung im Modellprojekt Smart City sind.“